Befürchtungen noch übertroffen

Mein Neujahrsmorgen ist seit Jahren besetzt: Die Böllerei in der Silvesternacht macht es erforderlich, das Ausmaß und die Folgeschäden mit der Kamera zu dokumentieren. Die Ergebnisse habe ich seit zehn Jahren in Blogartikeln festgehalten. Die Tendenz ist eindeutig: Umfang und Folgeschäden haben von Jahr zu Jahr zugenommen. Im abgelaufenen Jahr bestand die Befürchtung, dass nach dem Corona-Stopp für die Böllerer ein „Nachholbedarf“ besteht und die gestrige Silvesternacht besonders schlimm wird.

Und die Befürchtungen sind nicht nur eingetroffen: „Unsere Befürchtungen wurden von der Realität noch übertroffen“, bilanziert Jürgen Resch, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH) die Silvesternacht“ und spricht von „schrecklichen Folgen dieser Nacht“, in der Deutschland „eine Aggressivität in einer noch nie dagewesenen Form“ erlebte.

Ich beobachtete gestern mit der Kamera die exzessive Böllerei. Nie zuvor war unser Fennpfuhlkiez einer solchen akustischen Gewalt und Staubbelastung ausgesetzt wie gestern Nacht. Heute Morgen wurden die hinterlassenen Spuren sichtbar, von denen sich einige in den Fotos zeigen, vor allem die enormen Kaliber der Geschosse und die Dimensionen der Batterien. Menschen und alle anderen Lebewesen wurden dadurch schwerer denn je belastet. Mein Headfoto zeigt den ganzen Wahnsinn dieser Böllerei: Selbst die ersten Schneeglöckchen im Fennpfuhlpark blieben nicht unberührt – ein Bild mit Symbolcharakter

Ergänzung am 2. Januar 2023:

Auch einen weiteren Tag später waren die Spuren der Silvesterböllerei im Fennpfuhlkiez noch immer unübersehbar. Die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey zeigte sich heute erschüttert von dem Ausmaß an Gewaltbereitschaft und Zerstörung besonders in Berlin und stellte fest, daß das „mit dem feierlichen Begrüßen des neuen Jahres nichts zu tun“ habe (Berliner Kurier, 02.01.23, S. 6). Mich empört besonders, daß direkt vor unseren Augen, am Kinderspielplatz an der Otto-Marquardt-Straße, noch immer der für Kinder gefährliche Silvester-Böllermüll lag – und auch verbreitet an anderen Stellen…

Über Herbert Schwenk

Jahrgang 1937; ehemaliger Lehrer und Gesellschaftswissenschaftler der DDR; heute Rentner
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