Eine positive Bilanz?

1-Karte1Im Blätterwald der heutigen Tageszeitungen spielt der Rückblick auf die Silvesternacht eine große Rolle. Das Lob über die Berliner Silvesterparty dominiert. Die Berliner Morgenpost ist begeistert: „Am Brandenburger Tor stehen die Menschen dicht gedrängt – Berliner und Besucher. Einige weinen vor Glück über das Feuerwerk.“ Die Berliner Zeitung titelt: „Gute Stimmung, wenige Verletzte.“ Und beschwichtigt: „Die Silvesternacht war so ruhig wie seit Jahren nicht mehr.“ Der Berliner Kurier wählt diese Meßlatte: „Unsere Stadt hat die Silvesternacht ohne Katastrophen überstanden.“ Die Medien stützen sich dabei auf die offiziellen Zahlen der Polizei und Feuerwehr: Zwischen 18 Uhr am Silvesterabend und 6 Uhr am Neujahrsmorgen gab es „nur“ 3245 Notrufe, rund 820 weniger als im Vorjahr, die Funkwageneinsätze gingen sogar um 40 Prozent von 2024 auf 1243 zurück, die Feuerwehr leistete von 19 bis 6 Uhr „nur“ 1361 Einsätze (vor einem Jahr: 1667, vor zwei Jahren 1779).

Also eine beruhigende Bilanz – also „alles in Butter“? Es fällt auf, dass sich die Medien bei ihren Schadensbilanzen ausnahmslos auf die Unversehrtheit des Menschen beschränken. Es gelten die Zahlen über Gewalttaten gegen Menschen, Unfälle, Brände, Betrunkene usw. Der Kommentator der Berliner Zeitung, Martin Kiesmann, mutmaßt angesichts der Zahlen sogar: „Ist das womöglich die Ouvertüre für ein neues jahr, in dem die … Menschen dieser Stadt ein wenig gesitteter und respektvoller miteinander umgehen?“ 

Diese Sicht ist mir zu eng. Sie läßt die Grundbedingung alles menschlichen Seins völlig außer Acht: die Natur und ihre Unversehrtheit. Bei der Durchsicht der heutigen Zeitungen fand ich nicht einen einzigen Hinweis auf die Auswirkungen des Silvester-Böllerwahnsinns auf unsere Umwelt. Bei meinem gestrigen Neujahrsmorgen-Spaziergang schaute ich mir – wie auch in den Jahren zuvor – besonders diese Seite der Schadensbilanz an. Allerdings läßt sie sich nicht wie Gewalttaten gegen Menschen, Unfälle, Brände usw. mit entsprechenden Angaben über Polizei- und Feuerwehreinsätze messen – aber die Fotos über die Spuren der Böllergewalttaten gegen Tiere und empfindliche Vergetation, über die erschreckene Vermüllung der Natur, sprechen für sich. Meine Fotomahnung am Schluß, die an ein bekanntes Wort von Arthur Schopenhauer (1788-1860) erinnert, gilt auch für den Böllerwahnsinn gegen die Natur …

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Über Herbert Schwenk

Jahrgang 1937; ehemaliger Lehrer und Gesellschaftswissenschaftler der DDR; heute Rentner
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