Böllerwahnsinn schadet Mensch und Natur

1-Karte00Neujahrsmorgen im Kiez – der traditionelle Spaziergang seit vielen Jahren. Zunächst schien alles wie immer: Auch ohne Schnee die gewohnte Winteridylle, sogar mit Raureif in manchen Bodensenken, Lampionblumen, Gänseblümchen, Korallenbeeren und einem kleinen „Mäuse-Highway“ …

1-Karte23-DSCF7128-adb5-DSCF7179-adbAber bald zeigte sich, dass die Idylle trügt: Die Silvesternacht hatte ihre Spuren hinterlassen. Überall lagen die Relikte der abgefeuerten Raketen herum. Aber im Unterschied zu früheren Jahren mußten wir diesmal einen regelrechten „Katjuscha-Hagel“ über uns ergehen lassen. Die Raketen und „Abschußrampen“ werden immer gewaltiger: Es werden nicht mehr Raketen, sondern ganze „Batterien“ abgeschossen – bis zu 250 Schüsse, 490 g Explosivstoff, Effekthöhe 45 m, Brenndauer 60 sek, kann man auf leeren Schachteln lesen …

5-Karte-36-DSCF7134-adb7-DSCF7148-adb8-DSCF7143-adbDie Schäden solcher „Katjuscha“-Feuerwerke liegen auf der Hand. Hunderte Berliner verletzten sich in der Silvesternacht (3 792 Notrufe, 1 667 Feuerwehreinsätze, 450 Brände, 4 109 Funkwageneinsätze der Polizei). Der ohrenbetäubende Lärm wirkt schädlich auf das menschliche Gehör. Die Luftbelastung ist erheblich. Die Beseitigung des Mülls schließlich geschieht nicht durch die Verursacher, sondern auf aller Kosten: Es waren insgesamt nach der Silvesternacht 600 BSR-Mitarbeiter und 150 Fahrzeuge in Berlin unterwegs. (Datennachtrag laut Berliner Kurier v. 2.1.14)

Was mir jedoch am heutigen Neujahrsmorgen am meisten auffiel, war dies: Auch die Natur leidet erheblich unter dem Böllerwahnsinn. Ich sah in unseren Kiez-Parkanlagen, also mitten in den geschützten Grünanlagen, nie soviel Feuerwerksmüll wie heute Morgen. Der Böllerwahnsinn belastet damit auch erheblich unsere heimische Tierwelt. Sichtbarstes Beispiel: Unser verbliebener Schwan auf dem Fennpfuhlsee, den ich Silverstervormittag noch fotografierte, hat mutmaßlich nach dem Böllerwahnsinn heute Morgen die Flucht ergriffen.

Da fällt einem nur noch die Zeile aus Schillers „Lied von der Glocke“ ein: „Der Wahn ist kurz, die Reu‘ ist lang“ ...

9-Karte-510-DSCF7252-adb10-DSCF7258-adb12-Karte-6a13-DSCF7158-adb14-DSCF7193-adb16-Fennpfuhlsee

Über Herbert Schwenk

Jahrgang 1937; ehemaliger Lehrer und Gesellschaftswissenschaftler der DDR; heute Rentner
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3 Antworten zu Böllerwahnsinn schadet Mensch und Natur

  1. venaliso sagt:

    Ein gesundes neues Jahr für Sie, Herr Schwenk, und Ihre Familie!
    Lange Zeit schaute ich nicht in Ihren Blog. Ralf G. wies mich auf einen aktuellen Artikel von Ihnen hin.
    Oh, wie ich mit dem Geschriebenen einverstanden bin! Und nicht nur ich. Leider passiert nichts seitens Bürger. Alle meckern nur, man muss halt durch…
    Es wird Zeit, eine Bürgerinitiative zu starten, um diesem Böllerwahnsinn ein Ende zu machen.
    Berlin ist groß. Meiner Meinung nach, 3-4 große Plätze für Sivesterfeuerwerk wären ausreichend gewesen. Solches explosive „Zeug“ soll nicht in die Hände der Privatpersonen gehören! Es ist natürlich nicht bequem für Hersteller und Großhändler, die das Zeug in die Hände der Silvester-Verrückten liefern und sich damit bereichern.
    Viele Grüße. Ljubow Venaliso.

  2. Herbert Schwenk sagt:

    Danke, auch ich wünsche alles Gute zum neuen Jahr. Ich glaube schon, dass sich nach diesem Böllerwahnsinn etwas mehr Protest rührt, wie ich einigen Lesermeinungen im BERLINER KURIER entnahm. Natürlich reicht das nicht, um etwas grundlegend zu verändern – schließlich leben wir in einer vom Profit gesteuerten Gesellschaft!
    Mit Gruß Herbert Schwenk

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