Auf zu neuen Ufern

Wir hatten am Wochenende den richtigen „Riecher“. Es war wirklich die „Ruhe vor dem Sturm“: der Abschied vom bisherigen familiären Zusammenleben der Schwanen-Großfamilie am Weißen See. Seit Montag sind zwei Jungschwäne weniger. Am See wurde heute Vormittag über die Vertreibung diskutiert und über den Hergang spekuliert. Es soll wieder menschliches Eingreifen, einen angeblichen „Rettungsversuch der verletzten Jungschwäne“, gegeben haben, möglicherweise eine „Aussetzung an anderer Stelle“. Das stachelte meine Neugier erneut an – und ich machte mich auf eine längere Radtour zur Erkundung des neuen Lebensraums der beiden vertriebenen Jungschwäne. Und ich sollte sie – so glaube ich jedenfalls – am Ende sogar finden…

Zuvor aber einen kleinen Blick auf die Noch-Daheimgebliebenen fünf Jungschwäne samt Eltern. Um es mit zwei Sätzen zu sagen: Es herrschte bei der Rest-Familie (noch) der bekannte Schwanen-Alltag in Harmonie und Eintracht. „Man“ schien die beiden „verlorenen Söhne“ nicht zu vermissen.

 
Also machte ich mich auf eine etwa 30-Kilometer-Radtour, ungeachtet schwer passierbarer Radwege nach den tagelangen Regenfällen und vorbei an ersten Frühlingsboten – im Januar…

Ziel Nummer 1 war das Naturschutzgebiet der Falkenberger Rieselfelder. Die Vermutung, die beiden Jungschwäne könnten hierher geflogen sein, sollte sich als wenig wahrscheinlich erweisen. Mir schien, dass das dort seit Wochen beobachtete runde Dutzend von Schwänen unverändert siedelt. Allerdings hat sich die Überschwemmungsfläche durch die Regenfälle weiter vergrößert, auf ein geschätztes Areal von vielleicht 6 ha, das bedeutet etwa 300 mal 200 m (zum Vergleich: Weißer See 8,3 ha, Orankesee 4,1 ha). Das heißt, die etwa 300 m weit entfernten Schwäne waren heute noch schwerer mit der Kamera zu erfassen. Zuletzt beobachtete Graugänse leisteten den Schwänen weiterhin Gesellschaft, wenn auch weniger an Zahl…

Also weiter „zu neuen Ufern“ auf der Suche nach den beiden Jungschwänen vom Weißen See. Natürlich führte die Route nun an den Orankesee und den Obersee. Trotz der Absperrung war es mir möglich, einen Blick auf den See zu werfen. Und? Außer Trostlosigkeit kaum etwas zu sehen – schon gar nicht Schwäne…

Alle Hoffnungen auf ein Wiedersehen mit den „verlorenen Söhnen“ vom Weißen See ruhten nun beim Obersee. Und siehe da: Was war denn das in der Nähe der Insel? Zwei einsame Jungschwäne, die bald näher kamen – und sich dem „Mann mit der Kamera“ gegenüber sahen, der sie seit ihrer Geburt unzählige Male fotografiert hatte! Oder sollte ich mich geirrt haben bei der „Identifizierung“ beider Jungschwäne?

Ergänzung am 13. Januar 2012:

Drei Tage nach der oben beschriebenen Situation schaute ich heute abermals nach den Schwänen. Am Weißen See fehlte ein weiterer Jungschwan, bei der Mutter hielten sich also nur noch vier auf. Die Atmosphäre war eher entspannt. Von der Aufregung bei Tieren und Menschen am Montag war nichts mehr zu spüren, wie die folgenden drei Fotos belegen. Wohin hat es den dritten „Vertriebenen“ verschlagen? Am Obersee jedenfalls konnte ich ihn nicht entdecken. Dort schienen die beiden „Neuen“ bereits gut mit ihrem veränderten Umfeld zu harmonieren, wie das letzte Foto erlennen läßt…

Über Herbert Schwenk

Jahrgang 1937; ehemaliger Lehrer und Gesellschaftswissenschaftler der DDR; heute Rentner
Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

1 Antwort zu Auf zu neuen Ufern

  1. Thomas sagt:

    Ja, Sie haben den richtigen Richer gehabt! Selbsternannte „Schwanenfreunde“ haben die Schwäne wie jedes Jahr entführt, weil sie von sich auf die Schwäne schlossen – sie könnten nicht fliegen und müssten deshalb wider die Natur eingreifen. Schade! Schade! Hoffentlich wehren sich die Weißenseer bald gegen diese „Schwanenfreunde“! Denn es ist kein Nutzen für die Tiere!

Schreibe einen Kommentar