Vom Feuchtbiotop zum Müllplatz

Mit Volldampf geht es in den Vollfrühling – auch im Volkspark Prenzlauer Berg. Die Baumblüte begrüßt den Parkbesucher schon von weitem, besonders aber, wenn man sich der weißen Pracht bis auf wenige Zentimeter nähert …

In diesen vorösterlichen Tagen wird allerdings der Glanz des einzigartigen Volkspark-Geländes, das bis Anfang der 1960er Jahre auf Trümmerschutt aus der Innenstadt erbaut worden war, erheblich getrübt. Den Anwohnern, denen der Park täglich Ruhe und Entspannung bietet, aber auch manchen der über den Artenreichtum (z.B. etwa 60 Vogelarten) staunenden Gäste, bieten sich leider viele unschöne Bilder. Dazu gehören neben den Müllecken auch die vielen abgeholzten Bäume und Sträucher, die von Zuständigen mit „Unfallgefahr“ oder „notwendigem Baumverschnitt“ begründet werden …

Die Verantwortlichen scheinen dabei völlig „vergessen“ zu haben, dass unser Volkspark Prenzlauer Berg, die ehemalige große, aus 15 Millionen Kubikmeter Trümmerschutt aufgetürmte „Oderbruchkippe“, ihren einzigartigen Charme gerade ihrer Ursprünglichkeit und Urwüchsigkeit verdankt. Abholzungen wegen „Unfallgefahr“ machen das einigartige waldartige Biotop der „Oderbruchkippe“ ökologisch ärmer, denn es wird Wildtieren vieler Arten, vor allem Insekten, der Lebensraum noch mehr eingeschränkt.

Das gilt auch und besonders für den ökologischen Raum rings um das ehemalige Feuchtbiotop, die einstige Perle des Volksparks. 1997 als künstlicher, naturnaher Folienteich angelegt, war es rund zehn Jahre lang ein bedeutendes Projekt zum Schutz zahlreicher örtlicher Pflanzen- und Tierarten, darunter Amphibien, aber auch Ort der Erholung und Anschauung von Jung und Alt. Leider konnte das Feuchtbiotop trotz künstlicher Wasserzufuhr nicht erhalten werden. Ob dazu die Bemühungen ausreichten, vermag ich nicht zu beurteilen. Aber dass aus dem Standort dieses einstigen Kleinods heute ein Müllplatz geworden ist, versteht keiner. Warum treten die zuständigen Behörden dem nicht energischer entgegen?

Meine Fotos, die bis 2003 zurückreichen, zeigen das Feuchtbiotop in seiner Glanzzeit mit Graureiher und Eichhörnchen, mit Amsel und Eichelhäher beim Bad, mit Buntspecht und Libelle – aber auch auf jetzigem Tiefpunkt als Müllplatz. Meine Schlusscollage „Help!“ soll so Mahnung und Forderung gleichermaßen zu verstehen sein …

Über Herbert Schwenk

Jahrgang 1937; ehemaliger Lehrer und Gesellschaftswissenschaftler der DDR; heute Rentner
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