Erster zarter Reif schafft neuen Zauber

Als gäbe es nicht schon genug an Herbstpracht zu bestaunen, kam über Nacht ein neuer Zauber hinzu: der Reif. Für mich gehört er zu den schönsten Naturerscheinungen. Dieser zarte kristallene Eisniederschlag tritt an bodennahen Gegenständen, vor allem beim Pfanzenwuchs auf, wenn meist bei nächtlicher Abühlung die Temperaturen am Boden unter Null Grad Celsius sinken und dabei die Luftfeuchte direkt vom gasförmigen in den festen Eiszustand übergeht. Dauert diese Eisbildung länger, so entsteht der eher seltene Raureif.

Damit haben wir nun Mitte Oktober das erste untrügliche Zeichen für den kommenden Winter. Und schon treten die ersten Meteorologen mit ihren mehr als gewagten „Winterprognosen“ auf. Im BERLINER KURIER (11.10.) meinte dieser Tage Diplom-Meteorologe Dominik Jung, der kommende Winter werde „mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder zu kalt werden“.  Aus Vergleichen mit der Periode 1961-1990 sagte er einen „bitterkalten und schneereichen Winter“ voraus, besonders ab Weihnachten; im Januar werde es „richtig eiskalt“. Der KURIER titelte daher: „Berliner, zieht euch warm an!“

Das tat ich schon mal heute Morgen und holte mir den Reifzauber ganz nah vor die Kamera. Ich mußte mich beeilen, denn binnen kurzer Zeit erlag die zarte Pracht der Übermacht der Sonnenstrahlen. Die Fotos belegen, dass zunehmend der Tau die Oberhand gewann. Faszinierend die Tautröpfchen an den Spinngeweben, ein letzter Gruß des Altweibersommers. Goethe hat jedenfalls auch an „Das Wassertröpfchen“ gedacht  und fragt zu Recht am Schluß seines hübschen Gedichts: „Und wo wären denn die Meere, / wenn nicht erst das Tröpflein wäre.“  Übrigens setzte ich bei dieser Ganz-nah-Erkundung noch einen drauf: Es gelang mir, die Kamera sogar unter einem bodennahen Spinnennetz zu platzieren und damit einen Blick zum Himmel nachzuempfinden, wie ihn etwa eine Schnecke oder ein Käfer am Boden haben könnte…

 

Über Herbert Schwenk

Jahrgang 1937; ehemaliger Lehrer und Gesellschaftswissenschaftler der DDR; heute Rentner
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