Schwan in Eisnot

Und die Spannung am Weißen See ist tatsächlich erheblich gestiegen – aber ganz anders als erwartet. Die idyllische Stille am See täuscht gewaltig. Der plötzliche Frosteinbruch hat nicht nur die Kormorane (zeitweilig?) vertrieben und den Schneeglöckchen und ersten Krokussen hart zugesetzt, sondern vor allem den Wasservögeln zu schaffen gemacht. In wenigen Tagen hat eine Eisdecke den See zugedeckt und nur noch an zwei Stellen für die zahlreichen Wasservögel offene Eislöcher übrig gelassen: an der Alten Weide und an der Nordostecke des Sees …

Das größte Drama aber spielt sich am Südufer des Sees ab, wo einer der drei Schwäne vom „unzertrennlichen Trio“, vermutlich ein Nachkomme der anderen beiden „Altschwäne“, dem Druck der ständigen Vertreibungsversuche der „Alten“ Tribut zollen mußte. Zu Beginn dieser Woche hat er wahrscheinlich eine ernstere Verletzung erlitten und ist mit dem Frosteinbruch nicht mehr vom Eis weggekommen. Am 6. Februar wurde von Passanten die Feuerwehr benachrichtigt und eine kleine Wasserstelle für den Schwan ins Eis geschlagen. Mehr geschah nicht. Besorgte Passanten informierten am folgenden Tag mehrere Ämter, ohne erkennbaren Erfolg. Heute Vormittag befand sich der vermutlich verletzte Schwan noch immer auf dem Eis – die Tragödie nahm ihren Lauf …

Auch an der offenen Wasserstelle an der Alten Weide leiden die Wasservögel Not. Das Verblüffende dort ist die Anwesenheit eines Haubentaucherpärchens, das offenbar am Weißen See überwintert. Ich konnte es in den vergangenen Wochen bereits gelegentlich fotografieren. Nun aber schrumpft sein Lebensraum täglich, und es ist auch hier offen, was die nächsten Tage bringen werden …

Ergänzung einen Tag später, 9. Februar 2018, am Abend:

Das Drama um den verletzten Schwan am Weißen See ging auch heute Vormittag weiter. Der Schwan hat sich um etwa 10 Meter auf dem Eis bewegt. Er hat weiterhin keine Hilfe durch die für seine Rettung zuständigen Behörden erhalten. Mein Versuch, am Mittag im Bezirksamt Zuständige zu erreichen, schlug fehl.

Das Eisloch an der Alten Weide ist auf wenige Quadratmeter geschrumpft; nur der Haubentaucher hielt es dort noch aus – vielleicht ist er gar auch behindert und kann nicht wegfliegen?

 

Über Herbert Schwenk

Jahrgang 1937; ehemaliger Lehrer und Gesellschaftswissenschaftler der DDR; heute Rentner
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