Ein scharfer Kontrast: Herbstidylle und Lichtfestival

Das war gestern einer der schärfsten Kontraste, den ich seit langem binnen eines einzigen Tages erlebte: am Mittag den Goldenen Herbst am Weißen See und am Abend das grelle Lichtfestival in der Innenstadt. Bruno Hans Bürgel, der einst bekannte Astronom und populäre Schriftsteller, hat schon in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts viel über Licht und Schatten unserer Zivilisation geschrieben. Er beklagte die wachsende Naturferne der Menschen in den Gr0ßstädten; die Naturverbundenheit ist verloren gegangen ; Glanz und Glamour haben bei vielen den Blick für die Natur verstellt: „Herrgott, wohin sind wir ‚Beherrscher der Erde‘ geraten! In welche tausendfachen Bindungen haben wir uns verstrickt…“ Und: „Es wäre zu fragen, ob all das verwirrende blanke Trara der Zivilisation uns glücklicher machte.“ Das fiel mir auch gestern wieder ein, als ich mittags am Weißen See Natur-pur erlebte und abends den großen Kontast dazu bei dem nun schon zum 7. Mal in Berlin organisierten „Festival of Lights“.

Am Weißen See gab es eigentlich nichts Spektakuläres. Es war einfach ein schöner sonniger Herbsttag mit vielen stillen kleinen Freuden und dem Glück im Alltag (angelehnt an den Buchtitel „Die kleinen Freuden. Ein besinnliches Buch vom Glück im Alltag“ von Bruno H. Bürgel aus dem Jahr 1948). Die Schwanenfamilie machte ihre Mittagspause, die Siebenlinge waren wie immer gut drauf. Die Blesshühner tobten sich im Wasser aus und ärgerten die Schwäne und Enten. Die Spatzen aalten sich in der warme Herbstsonne im Geäst oder am Boden. Eine Nebelkrähe gesellte sich hinzu – zum Unwillen der Schwäne. Für eine besondere Überraschung sorgte eine Ratte, die sich auf Futtersuche ziemlich dreist den Schwänen näherte – und dabei eine klare Abfuhr erhielt. Schauen wir dieser Idylle mal zu, bevor es dann am Abend weiter zum „Festival of Lights“ ging!

   Und dann am Abend bei kalten Temperaturen der Sprung in die „Moderne“ – in das glitzernde „Festival of Lights“. Ich habe es in den letzten Jahren schon paarmal erlebt und stand jedesmal vor diesem Gegensatz: Auf der einen Seite die Schönheit der bunt beleuchteten bekannten Berliner Gebäude, die Abertausende fasziniert und einmalige Fotomotive schafft; jeder Zweite etwa hastet mit einem Fotostativ unterm Arm durch die nächtliche Innenstadt. Auf der anderen Seite aber steht die Licht- und Stromvergeudung, erkauft mit zusätzlichem CO2-Ausstoß – das heißt, eine gesellschaftlich nicht notwendige zusätzliche Umweltbelastung. An Warnungen und Mahnungen dazu fehlt es nicht. Immerhin hieß es bereits 2008 in der Umweltstudie „Living Planet Reports“:  Wenn der Verbrauch an natürlichen Ressourcen so weiter gehe wie bisher, seien bis zum Jahr 2035 zwei Planeten nötig, um den Bedarf an Nahrung, Energie und Fläche zu decken. Und: Die ökologische Krise werde uns um ein Vielfaches härter treffen als die aktuelle Finanzkrise… Also muß man mit diesem Widerspruch leben, wenn man Fotos auch vom 7. „Festival des Lichts“ haben will – von der sog. Humboldtbox auf dem Schloßplatz (rechts im Hintergrund das Alte Museum), von Fernsehturm und Marienkirche (über der auf dem Foto erkennbar der „Große Wagen“ am Himmel zuschaut!), weiter zum Berliner Dom, Unter den Linden vorbei an der Humboldt-Uni zum Brandenburger Tor/Pariser Platz schließlich bis hin zum Potsdamer Platz und dem Gendarmenmarkt.

 

Über Herbert Schwenk

Jahrgang 1937; ehemaliger Lehrer und Gesellschaftswissenschaftler der DDR; heute Rentner
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1 Antwort zu Ein scharfer Kontrast: Herbstidylle und Lichtfestival

  1. jule sagt:

    das hier finde ich besonders schön, da es sehr viele Farben ineinander vereint

    vielen Dank für die schönen Aufnahmen

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