Obsternte und Obstvernichtung

Endlich Hochsommerwetter! Schon seit einiger Zeit wartete ich darauf, eine Radtour zu wiederholen, die ich fast auf den Tag genau vor einem Vierteljahr unternommen hatte: ins Obstanbaugebiet von Glindow, dem Ortsteil von Werder/Havel. Im Frühjahr kann man dort die Baumblüte bewundern, im Juli die Obstreife. In diesem Jahr hat der Dauerregen schuld, dass ich mich erst gestern zu der Radtour in die Obstreife und Obsternte entschließen konnte  – trotz der 32 Grad C im Raum Potsdam; vor einem Vierteljahr war es übriges schon ähnlich heiß wie diesmal. Es gab wie immer viel zu sehen – Schönes, aber diesmal auch weniger Schönes.

Das Sehens- und Erlebenswerte ist die Havel-Kulturlandschaft, sind die großen Obstplantagen mit ihren reifen und reifenden Früchte beiderseits des 15 km langen Panoramaweges. Es geginnt mit den herrlichen Aussichten vom Glindower Plateau auf den Glindower See und Großen Plessowsee…

Wo vor einem Vierteljahr die Apfelblüten die Blicke auf sich zogen, leuchten nun Äpfel in großen Mengen – zum Vergleich Fotos von der Baumblüte am 27. April:

Bei den Kirschen schien es zunächst ähnlich zu sein. Etliche Bäume schienen noch immer zu bersten unter der Last der Kirschen (auch hier Vergleiche mit der Baumblüte), obwohl der Höhepunkt der Kirschernte vorbei ist und nur noch einige Relikte an die große Zeit des Pflückens erinnerten …

Aber die schöne Seite der Obstreife konnte nicht verdecken, dass es auch eine negative Seite gibt: die Vernichtung von reifen Kirschen an den Bäumen, und zwar in großem Stil. Ich hätte das kaum für möglich gehalten: Während Obstmangel in der Welt zu den großen ungelösten Problemen gehört und auch in unserem Land bei den hohen Obstpreisen mancher gerne mehr Obst essen würde, verkommen mitten in unserer Kulturlandschaft große Mengen an Kirschen und Fallobst! Die vor sich hingammelnden Kirschen an den Bäumen machen einen Großteil der Ernte aus – unglaublich, aber wahr, wie die Fotos belegen:

Trotzdem: Das Obstanbaugebiet Werder-Glindow ist eine Radtour (von Potsdam aus) wert – zur Baumblüte im Frühjahr und Obstreife und -ernte im Sommer…

Nachtrag:

Als ich gestern Abend von der Radtour zurückkehrte, erfuhr ich aus den Blognachrichten von Familie Pape, dass es bei den Schwänen am Weißen See einen traurigen Vorfall gegeben hat. Heute am späten Nachmittag fuhr ich an den See, um mich vor Ort umzusehen. Die Schwanenfamilie hat also ein Kind verloren. Der Verstand mahnt: So ist eben die Natur, sie gibt und nimmt – aber das Gefühl sagt: Schade, etwas Liebgewordenes ist nicht mehr. Darum noch diese kleine Hommage:

Über Herbert Schwenk

Jahrgang 1937; ehemaliger Lehrer und Gesellschaftswissenschaftler der DDR; heute Rentner
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