Schwanenrettung

Am gestrigen Sonntagmorgen hielten manche Passanten am Weißen See vergeblich Ausschau nach dem leidgeprüften Soloschwan. Man konnte den See umrunden so oft es die Kälte zuließ: Der Schwan war weg. Und das hatte seinen Grund.

Der Tag zuvor hatte wie jeder andere zuletzt bei der bitteren sibirischen Kälte auch am Weißen See begonnen. Während sich die Wasservögel, einschließlich des „angestammten“ Schwanenpaares, eines Haubentauchers und einer Tafelente, hungernd in den noch kleinen offenen Wasserstellen tummelten, döste der Soloschwan im Strandbadbereich vor sich hin:

Dann nahte die Stunde der Rettung für den Soloschwan. Am späten Vormittag wurde er durch die tatkräftige Initiative von Ralf Gräfenstein und die Aktivität der Familie Giese von der Wildtierrettung Brandenburg eingefangen und in einer Transportbox fachgerecht an den Tegeler See in den Westteil der Stadt umgesetzt. Der Tegeler See, eine große Ausbuchtung der Havel, ist einschließlich seiner vielen Inseln 450 ha groß und damit rund 54 mal größer als der Weiße See – ein neues Paradies für unseren Schwan. Jedenfalls wurde er  mit dieser Umsetzung endgültig vor den weiteren Vertreibungsversuchen der „angestammten Altschwäne“ am Weißen See, obendrein bei weiter zunehmendem Frost und bedrohlicher Nahrungsnot, gerettet.

Die Umsetzungs- und Rettungsaktion verlief reibungslos. Der Schwan hat sein neues Lebensumfeld, in dem mehrere Schwäne leben, sofort angenommen. Nach erster Fütterung hob er mit zwei anderen Schwänen ab und flog – nach Augenzeugenbericht von Ralf Gräfenstein – einige Runden: „Der Schwan suchte Anschluß bei den in diesem Bereich des Tegeler Sees verteilten ca. 10 Schwänen. Nach kurzer Zeit gelang es ihm, sich in die dortige Schar der Wasservögel zu integrieren“, berichtet Gräfenstein. Hier einige seiner Bilder:

Kritiker der Umsetzungsaktion seien an den langen Leidensweg des Soloschwans infolge der über zwei Jahre andauernden Vertreibungsversuche der „Altschwäne“ erinnert. Manche davon habe ich in früheren Blogbeiträgen dokumentiert. Erinnert sei vor allem an das Geschehen Ende Juni 2016, als menschlisches Fehlverhalten mehreren Schwänen am Weißen See das Leben kostete. Am Ende jener Turbulenzen waren alle Küken von 2016 vernichtet worden und nur noch ein „Jungschwan“ von 2015 übrig geblieben, der schließlich bis zu seiner Umsetzung am vergangenen Sonnabend den pausenlosen Vertreibungsversuchen der „Altschwäne“ ausgesetzt war. Hier einige Fotos dazu aus früheren Blogartikeln:

Über Herbert Schwenk

Jahrgang 1937; ehemaliger Lehrer und Gesellschaftswissenschaftler der DDR; heute Rentner
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