Die Superleistung der Distelfalter

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Das „Quo vadis Sommer 2015?“ hat eine erste Antwort bekommen. Mit dem Hoch „Annelie“ ist die erste massive Hitzewelle über uns gekommen, am Wochenende soll die 38-Grad-Marke geknackt twerden. Das Ungewöhnliche ist nicht die Hitzewelle an sich mit ihren tropischen Temperaturen, sondern erstens der frühe Zeitpunkt zu Beginn des Sommers und zweitens der große Sprung binnen weniger Tage. Auch das sind untrügliche Symptome eines globalen Klimawandels. Damit setzt sich auch im zweiten Sommermonat der Trend des ersten fort: Der Juni war in Deutschland mit 0,6 Grad C gegenüber dem Mittelwert 1961-1990 wieder zu warm und mit nur 58 l/qm wieder zu trocken (das entspricht 70 % des langjährigen Mittels von 85 l/qm. Dabei blieb Berlin mit 45 l/qm das trockenste Bundesland (Berliner Durchschnittswert 70 l/qm. (Daten nach DWD)

So beschwerlich die Hitzewelle für viele Menschen ist und nachteilig für viele Wirtschaftszweige, allen voran die Landwirtschaft – so erstaunlich belebend ist sie für viele Tierarten, vor allem die Fluginsekten. Ich konnte in diesen ersten Julitagen mitten in Berlin, in den wilden Distelinseln im Volkspark Prenzlauer Berg („Oderbruchkippe“) unter der Hitzeglocke eher seltene Insekten beobachten und fotografieren, wie kaum in den Jahren zuvor. Dazu gehört der Distelfalter, der Gebänderte Pinselkäfer und die Nördliche Fruchtwanze.

Der erste Distelfalter (wissenschaftlicher Name Vanessa cardui), der vor meine Linse trat, verdient eine besondere Würdigung. Er vollbringt eine Superleistung, die allgemein verkannt wird. Als sog. wandernder Schmetterling kommt er im Frühsommer aus Afrika über Südeuropa zu uns, vermehrt sich hier und verweilt nur einige Wochen bei uns, um bald zur Überwinterung nach Afrika zurückzufliegen. Wissenschaftler fanden jetzt heraus, dass er sogar in Westafrika startet und insgesamt bis zu 15 000 Kilometer zurücklegen kann. Und: Alle 10 Jahre sollen besonders große Schwärme nach Europa kommen – ob 2015 ein solches Jahr ist, konnte noch nicht geklärt werden …

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6-Karte2Ähnliche Aufmerksamkeit verdient auch der selten gewordene Gebänderte Pinselkäfer (wissenschaftlicher Name Trichius fasciatus). Sein attraktives Aussehen mit der schwarzen Zeichnung auf den gelben Deckflügeln sowie der pinselartigen wolligen Behaarung favorisiert ihn zu meinem Lieblingskäfer. Und er strahlt Ruhe aus – meine Fotos zeigen, dass er sich auch bei dem Gedränge der Bienen und Hummeln auf den Distelblüten nicht beeindrucken läßt …

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Über Herbert Schwenk

Jahrgang 1937; ehemaliger Lehrer und Gesellschaftswissenschaftler der DDR; heute Rentner
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