Zwischenfall bei den Haubentauchern

Gestern noch das Familienidyll bei den Haubentauchern, heute ein merkwürdiger Zwischenfall, der typisch ist für die unvorhersehbaren Wechselfälle der Natur: Es gibt immer wieder Unerwartetes, Unglaubliches, Unerklärbares…

Wir beobachteten gerade das Geschehen am und um das Schwanennest, als es plötzlich zu einer Konfrontation zwischen Vater Schwan und der seit Tagen im Umfeld des Brutnestes patrouillierenden Haubentaucherfamilie kam. Was genau den Zwischenfall auslöste, wer wem zu nahe kam, wer wen provozierte, ist schwer zu sagen – ich wurde zu spät auf das Geschehen aufmerksam. Sicher ist nur dies: Aus der Konfrontation ging ein totes Haubentaucherküken hervor, eines von den vier Küken, die ich noch gestern unter „ganz in Familie“ fotografierte! Meine ersten Fotos zeigen, dass es offensichtlich tot vor dem Schwan liegt. Der scheint es aus der Nähe aufmerksam zu betrachten – mit menschlichen Begriffen möchte man fast deuten: zu bedauern – oder gar zu bereuen, sollte es vielleicht unabsichtlich bei einer Attacke ums Leben gekommen sein. Thomas Pape fragt in seiner Bezugnahme auf den Zwischenfall, ob die Attacke des Schwans als „brutal“ bezeichnet werden könnte. Ich glaube nicht. Der Schwanenvater ist wenige Tage vor der Geburt seiner Küken auch in einer besonderen Situation, die von größter Gereiztheit und Aggressivität bestimmt ist. Er muss wohl so sein, damit auch das neue Schwanenleben wieder gesichert werden kann. Das Wort „brutal“ ist mehr ein menschenbezogener Begriff. Nun die Fotos, die das mutmaßlich leblose Küken zwischen dem kämpferischen Schwan und einem furchtlosen Haubentaucher mit Küken auf dem Rücken zeigen:

Erstaunlich, wie schnell wieder alle an dem Zwischenfall Beteiligten zu ihrer „Tagesordnung“ übergingen. Nur etwa 20 Minuten später fing einer der erwachsenen Haubentaucher einen Superfisch, der allen als eine Nummer zu groß erscheint, aber schließlich irgendwie doch vertilgt wurde. Ob die drei übrig gebliebenen Küken ihr vor Minuten zu Tode gekommenes Geschwisterküken dabei vermissten oder der Todesfall ihr Befinden in irgendeiner Weise beeinflusste, kann man nicht einmal erahnen…

Nachtrag, 16. Mai 2012, am Mittag

Heute mußte ich nachschauen, wie die Haubentaucherfamilie „am Schwanennest“ den Zwischenfall vom Vortag „verkraftet“ hat. Die folgenden Fotos belegen, dass das Leben der um ein Küken verkleinerten Familie scheinbar ganz normal weitergeht: mit viel Übungen und viel Fischessen – trotz „Eisheiligen“ und aufgewühltem Weißen See.

Über Herbert Schwenk

Jahrgang 1937; ehemaliger Lehrer und Gesellschaftswissenschaftler der DDR; heute Rentner
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