„Lichtmess“ am Weißen See

Nach den Kälte-Eindrücken vom Falkenberger Naturschutzgebiet vorgestern mußte ich heute mal wieder am Weißen See vorbeischauen. Wie hat das Sibirien-Kältehoch hier zugeschlagen?

Dazu kommt das Besondere dieses heutigen Tages: Es ist Lichtmess, der 2. Februar. Der Ursprung geht auf einen uralten Festtag der katholischen Kirche zurück: Mariä Lichtmeß, an dem alljährlich 40 Tage nach Heiligabend mit Lichterprozessionen Mariä Reinigung gedacht wurde. In Bayern war dieser Tag sogar bis 1912 gesetzlicher Feiertag. Zum religiösen Ursprung gesellte sich im Laufe der Jahrhunderte die traditionelle Erfahrung: Anfang Februar erlangt das Tageslicht wieder größere Bedeutung im Alltag. Man orientierte sich so an „Lichtmess“ als Beginn des Bauernjahres, weil Landarbeiten nach dem Winter wieder aufgenommen, Hühner wieder ins Freie gelassen und Abendessen wieder bei Tageslicht eingenommen werden konnten. „Lichtmess“ fand so auch in manche Bauernregel Eingang – meist wird der Sonnenschein zu „Lichtmess“ als schlechtes Zeichen für den kommenden Frühling gedeutet, etwa so: „Ist’s zu Lichtmess klar und hell, kommt der Frühling nicht so schnell.“

Und nun heute „Lichtmess“ am Weißen See. Es ist ein schöner sonniger lichtdurchfluteter Wintertag. Licht ist also ist genügend da, „klar und hell“,  sehr willkommen für das Fotografieren. Aber von Wärme, die allgemein mit Licht assoziiert wird, keine Spur! Im Gegenteil: Der See präsentiert sich im eiskalten Winterlook. Er ist unter der knackigen sibirischen Kälte etwa zu 80 bis 90 Prozent zugefroren. Von verschiedenen „Ecken“, teils von der Eisfläche aus betrachtet, ergeben sich schöne Panoramasichten – im zweiten Foto vorn als Anhaltspunkt das ehemalige Schwanennest, in dem am 25./26. Mai 2011 unsere „legendären“ Siebenlinge geboren wurden und an dem ich sie noch vor wenigen Wochen (7. Januar 2012) gemeinsam fotografiert hatte …

Geschätzte 80 bis 90 Prozent des Weißen See sind also zugefroren – bleibt eine eisfreie Fläche von nur noch etwa 10 bis 20 Prozent. Und darauf drängen sich weit mehr als hundert hungernde Wasservögel: Enten, Blesshühner – und natürlich unsere beiden Altschwäne. Nur gelegentlich erhalten sie von Passanten etwas zusätzliche Nahrung…

„Lichtmess“ am Weißen See – ein bitterkalter Tag heute, der zwar schöne Anblicke bietet, aber der großen Schar der Wasservögel gewiß kein leichtes Los beschert. Hoffen wir mal, dass die Bauernregel („Lichtmess klar und hell, kommt Frühling nicht so schnell“) anno 2012 nicht zutrifft …

Über Herbert Schwenk

Jahrgang 1937; ehemaliger Lehrer und Gesellschaftswissenschaftler der DDR; heute Rentner
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