Sibirien-Hoch „Cooper“ schlägt zu

Das sibirische Hochdruckgebiet „Cooper“ hat uns nun doch noch einen richtigen anhaltenden Winter beschert. Das Thermometer fiel letzte Nacht über 10 Grad unter null, am Morgen zeigte es noch 8 Grad minus. Ist da ein Radausflug ins Falkenberger Naturschutzgebiet und an den Obersee überhaupt möglich? Das fragte ich mich bei meinem heutigen Vorhaben, das Schicksal der Schwäne auf den dortigen Gewässern, aber auch der Großtiere auf den Falkenberger Weiden zu erkunden. Und die folgenden vier Stunden und 22 km Radfahrt gaben Antwort, brachten aber auch eine unglaubliche Begegnung …

Keine Überraschung war, dass sich das Falkenberger Terrain mit seinen Radwegen nach dem Morast der letzten Wochen nun tief gefroren und besser passierbar präsentierte. Der Raureif hatte auch hier seinen „Zucker“ verstreut; nicht abgeerntete Rübenfelder zeigten unverkennbare Spuren der Futtersuche hungernder Wildtiere…

Und dann die überraschende unglaubliche Begegnung. Während ich mit meiner tiefen Winter-„Vermummung“ daherkam, stand doch plötzlich leibhaftig ein Barfüßiger mit seiner hübschen Hunderschar vor mir! Ein Barfüßiger, mitten im strengen Sibirien-Hoch bei immer noch um die 8 Grad minus! Er brauche das, sagte er mir, aus gesundheitlichen Gründen…

Nach dieser Begegnung galt meine Aufmerksamkeit den Großtieren auf den Weiden. Und sie waren wieder alle da: die Mini-Herde der kleinen Liebenthaler Wildlinge, die an die Urform der Wildpferde erinnern, die „zurückgezüchteten“ dunklen sog. Heck-Rinder und natürlich auch die zottig-braunen Schottischen Hochlandrinder. Die strenge Kälte schien allen nichts auszumachen, zumal sie durch zusätzliche Fütterung gut versorgt waren …

Dann ging ich auf die Suche nach den Schwänen. Seit den herbstlichen Überschwemmungen im Falkenberger Naturschutzgebiet hatte sich bekanntlich eine größere Schar von Schwänen angesammelt, auf dem Höhepunkt sollen es sogar 27 gewesen sein, wurde mir gesagt. Und heute? Weit und breit auf den gefrorenen Wiesen des NSG kein einziger Schwan zu sehen! Nach Auskünften von örtlichen Betreuern der Großtiere hatten die Schwäne in mehreren Schüben vor einigen Tagen das Falkenberger Revier verlassen, die letzten vorgestern. Die Natur selbst – das heißt das nahende Sibirien-Kältehoch – hat also hier die Situation ohne Menschenhand geklärt…

Übrigens schaute ich auf der Rückfahrt noch am Obersee vorbei, um mich dort nach dem Verbleib der vom Weißen See stammenden Jungschwäne zu erkundigen. Und auch hier ein eindeutiges Bild: Keine Schwäne zu sehen! Sie sollen gestern weggeflogen sein. Auf dem nur noch schmalen eisfreien Teil erfreuten sich lediglich einige Blesshühner und Enten ihres winterlichen Daseins…

Über Herbert Schwenk

Jahrgang 1937; ehemaliger Lehrer und Gesellschaftswissenschaftler der DDR; heute Rentner
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1 Antwort zu Sibirien-Hoch „Cooper“ schlägt zu

  1. venaliso sagt:

    Zu:

    „Die Natur selbst – das heißt das nahende Sibirien-Kältehoch – hat also hier die Situation ohne Menschenhand geklärt…“

    Es ist ja völlig richtig mit „hier“ und „ohne Menschenhand“. Schließlich ernährten sich die Schwäne auf den Falkenberger Wiesen auch „ohne Menschenhand“ im Gegensatz zu den Schwänen am Weißen See. Die auf den Wiesen fraßen nur pflanzliche Nahrung, wie es von der Natur vorgesehen ist.
    Zu Weißenseer Jungschwänen Nr.1 und Nr.2. : Nach einer Woche Erholung am Obersee konnten beide selbständig wegfliegen, da alle Voraussetzungen da waren, vor allem die nötige Startbahn. Der Jungschwan Nr.7 konnte die Flughöhe trotzdem nicht erreichen und, wie eine Seebesucherin mir am 16.01 berichtete, prallte gegen eine Tanne in der Käthestraße. Leider wurde er von der Feuerwehr erst am 17.01 (Erst nach dem dritten Anruf! Angerufen haben drei Personen!) ins Tierheim gebracht. Das Tier war laut Aussage des behandelnden Arztes im Tierheim im sehr schweren Zustand – „platt“. Wie es ihm jetzt geht, weiß ich leider nicht.
    Fazit: Ohne Einmischung der Menschen, ich meine immer wieder die Zufütterung mit viel Brot zu jeder Jahreszeit, hätten wir dieses Schwanendrama nicht miterleben müssen. Aber vor allem die Jungschwäne hätten es leichter gehabt, im direkten und indirekten Sinne. Das Problem bleibt aber.
    MfG, Ljubow Venaliso

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