Kein Winterschlaf am Weißen See

Auf den ersten Blick liegt der Weiße See in diesen Tagen im Winterschlaf. Die Nachtfröste haben den See mit einer dünnen Eisschicht überzogen und die Wasservögel einschließlich der Schwanenfamilie in ein enges Wasserloch im Nordteil verbannt. Durch den seit dem Extremsommer anhaltenden niedrigen Wasserstand verstärkt sich der Eindruck von Tiefschlaf und sogar Endzeit.

Aber dieses Bild von Tiefschlaf und sogar Endzeit ist einseitig. Bei näherem Hinschauen erkennt man überall neben dem Alten auch Neues, so wie es Friedrich Schiller im „Wilhelm Tell“ in Dichterworten ausgedrückt hat: „Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, / Und neues Leben blüht aus den Ruinen.“ Meine Kamera hat gestern einige Bilder davon eingefangen: die ersten Schneeglöckchen am See, das bunte Treiben der hungrigen Wasservögel am Eisloch, das Hin und Her bei den Schwänen einschließlich ihrer beachtlich hohen Flüge über dem Eisloch – und schließlich die Großaktion zur Beseitigung alter, aber leider morscher Bäume am See: „Denn alles muß in Nichts zerfallen“, wie Goethe in „Eins und Alles“ mahnte …

Über Herbert Schwenk

Jahrgang 1937; ehemaliger Lehrer und Gesellschaftswissenschaftler der DDR; heute Rentner
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