Kleine Tiergeschichten im kalten Vorfrühling

Ein Vorfrühling, der es in sich hat. Einerseits viel Sonnenschein, andererseits aber noch immer empfindlich kalt. Das eine kann man nicht haben, ohne das andere in Kauf zu nehmen, wenn man das Erwachen der Natur weiter verfolgen will, per Fahrrad und mit der Kamera – und ganz nah, versteht sich.

Dazu wollte ich wieder unsere umliegenden Gewässer aufsuchen und vor allem nach dem Befinden der Schwäne Ausschau halten. Ich begann – natürlich! – meinen Rundkurs wieder am Weißen See, dann aber zunächst einmal weiter zum Malchower See und zu den überschwemmten Wiesen im Falkenberger Naturschutzgebiet; erst zum Schluß folgte eine kurze Stippvisite an den Oranke- und Obersee. Das Fazit: Meine Kamera „fing“ an den fünf Gewässern insgesamt 26 Schwäne ein – zwei Pärchen am Weißen See und Malchower See sowie 22 Schwäne im Falkenberger NSG! Die noch vor Tagen beobachteten Schwäne am Orankesse und Obersee waren heute verschwunden. Nur nach den Schwänen wollte ich mal so „Ausschau halten“ – und erlebte allerlei kleine putzige Tiergeschichten, die ich so nicht erwartet hatte…

Es begann mit einer kleinen Groteske am Weißen See. Während die Schwäne auf Futtersuche im Umfeld ihres „Rohbaus“ waren, näherte sich „hinter ihrem Rücken“ ein Blesshuhn-Pärchen dem Nest-Fundament…

Und dann ging es blitzschnell. Das Pärchen „eroberte“ für Sekunden den „Rohbau“ und vollzog dort einen Paarungsakt. Das Pikante: Das Schwanenpärchen hatte den „Grundstein“ für  s e i n  Nest gelegt – und das Blesshuhnpärchen legte dort den „Grundstein“ für  s e i n e n  eigenen Nachwuchs!

Am Malchower See ging es dagegen etwas ruhiger zu. Das Schwanenpärchen „dachte“ nicht an einen Nestbau, sondern war ständig nur auf Futtersuche. Aber auch anderes Leben ging seinen „Tagesgeschäften“ nach, so beispielsweise ein Eichhörnchen…

Und dann die Überraschung im Falkenberger Naturschutzgebiet: Eine große Zahl von Schwänen ist wieder da – ich zählte heute 22. Es war ein herrliches Bild, diese große Ansammlung auf relativ kleinem Raum anzuschauen, mitten darunter erneut etliche Graugänse. Aber im Unterschied zum Spätherbst war diesmal die große Schwanen-Kolonie in ständiger Unruhe. Als Ursache machte ich einen Altschwan aus, der offensichtlich seinem Trieb der Vertreibung von Jungschwänen folgte. In permanenter Kampfpositur fegte er über das Gewässer, trieb die Jüngeren vor sich her – und zwang sogar zwei von ihnen vor dem Auge meiner Kamera zum Abflug. Interessant: Auch  d i e s e  beiden Jungschwäne kamen nicht auf die nötige Flughöhe und landeten nach geschätzten 200 bis 300 Metern irgendwo im entfernten Gelände. Ich konnte aus meiner Perspektive nicht erkennen, ob Menschenhände in die weiteren Naturabläufe eingriffen. Weniger spektakulär, eher mit stoischer Ruhe, genossen dagegen die Liebenthaler Wildlinge etwas abseits der überschwemmten Wiesen die Vorfrühlingssonne. Zu allen diesen „kleinen Tiergeschichten“ ein paar Fotos.

Am Ende meines Rundkurses mit all den „kleinen Tiergeschichten“ wirkte der Orankesee „traurig öd und leer“; das Schwanenpärchen hat den See verlassen. Auch der Obersee, das letzte Gewässer an meinem heutigen Rundkurs, zeigte sich schwanenlos…

Nachtrag am 10. März 2012:

Der Nestbau der Schwäne am Weißen See ist in eine neue Phase getreten, „großzügig“ unterstützt erneut von Menschenhand: Zwei Tage nach meinem Bericht oben, also am 8. März, wurde eine größere Portion „Baumaterial“ am Ufer vor dem Nest abgelegt. Die Schwäne fanden es bequem und beschleunigten den Nestbau, wie die Fotos von gestern zeigen. Und auch die Blesshühner scheinen sich als „Gäste auf Zeit“ über den weiteren Nestbau zu freuen…

Über Herbert Schwenk

Jahrgang 1937; ehemaliger Lehrer und Gesellschaftswissenschaftler der DDR; heute Rentner
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2 Antworten zu Kleine Tiergeschichten im kalten Vorfrühling

  1. jule sagt:

    tja, wer mit offenen Augen durch die Schöpfung geht, erlebt immer wieder Schönes und Wundersames. Oftmals sogar spannender, als jeder Film im Fernsehen…

    • Herbert Schwenk sagt:

      Klar, die offenen Augen sind bei einem Gang durch die Natur schon erforderlich. Aber es muß noch mehr stimmen: Man muß sich viel Zeit nehmen – und auch etwas Glück haben: nicht jeden Tag spielen sich vor der Amateurkamera „kleine Tiergeschichten“ wie der „Streich“ der Blesshühner, die „Hochseilakrobatik“ des Eichhörnchens oder eine „Treibjagd“ unter 22 Schwänen ab…
      Mit Gruß
      Herbert Schwenk

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