Romantischer Altweibersommer im Fläming

Das war gestern für mich der Gipfel des diesjährigen Altweibersommers: eine fast sechsstündige Wanderung im Fläming. Wir waren schon oft dort, mit und ohne Fahrrad, und wir kennen manche schöne „Ecke“. Gestern aber paßte alles besonders zusammen: fantastisches Wetter und eine tolle Wandergegend entlang kleiner typischer Flämingbäche – dem Bullenberger Bach und dem Klein Briesener Bach. Und das in einem ökologisch geschützten Gelände mit viel Sehenswertem an Pflanzen und Tieren sowie Zeugnissen der Geschichte. Meine Kamera hielt von allem etwas fest, möglichst ganz nah, versteht sich.

Fläming – das ist in erster Linie herrlicher Wald: hohe Kiefern, Eichen, Erlen Hainbuchen. Darunter auch die wertvolle Douglasie, ein Nadelbaum, der in Nordamerika bis zu 100 m Höhe erreicht (erstes Foto, Bildmitte).

Besonders auffällig an den Bachläufen sind die ausgeprägten kleinen Flussschlingen, sog. Mäander, die im Zentrum der ökologischen Schutzmaßnahmen stehen. Sie verringern die Fließgeschwindigkeit und bremsen vor allem Hochwasser. Selbst abgestorbene Bäume, die im Mäanderbereich liegen, dürfen nicht entfernt werden.

Vom Naturschutz im Fläming profitieren natürlich Tiere und Pflanzen aller Art. Ameisen können noch ungestört ihre „Hochhäuser“ bauen, der hochbeinige Körnige Schaufelkäfer (Cychrus caraboides) kann seinen Raubzügen auf Kleintiere noch ungehindert nachgehen, bei denen er übrigens dank seines schmalen Vorderkörpers sogar in Schneckenhäuser einzudringen vermag. Und wie auf Bestellung liefert mir ein Käfer, der sich in eine Schale flüchtet, eine fantasievolle extravagante Foto-Metapher: eine Art „Arche Noah“ zur Rettung vor dem Untergang unseres geschundenen Planeten…

Und natürlich findet man auf der Wandertour am Bullenberger Bach im Fläming auch so manchen Pilz. Der alte zerzauste Steinpilz (nächstes Foto) läßt vermuten, dass die Pilzsucher sich hier noch nicht die Klinke in die Hand geben. Ähnliches gilt auch (in der Reihe der folgenden Fotos) für Birkenpilze, Lederpilze, Ziegenlippe und selbst den ungenießbaren Roten Täubling mit dem Kieferzapfen auf dem Hut; einfach haben es jedenfalls auch die Pilze nicht: auch manche Pilzgeburt ist eine schwere Geburt…

Schließlich ist der Fläming nicht nur Naturlandschaft, sondern auch Kulturlandschaft. Über ein Jahrtausend Geschichte haben ihn geprägt. Grenzen durchzogen ihn, wie ein alter Grenzstein („Sachsenstein“) von der einstigen Trennlinie zu Sachsen bezeugt; Adelsgeschlechter hinterließen Burgen und Grabmäler („Thümensches Erbbegräbnis“); aus der Eiszeit-Hinterlassenschaft der Findlinge schüttete man einen kleinen „artesischen Brunnen“ (mit „Froschkönig“ am Brunnen!) auf und stellte Findlinge in einem Freiluftmuseum zur Schau aus…

 

 

Über Herbert Schwenk

Jahrgang 1937; ehemaliger Lehrer und Gesellschaftswissenschaftler der DDR; heute Rentner
Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

1 Antwort zu Romantischer Altweibersommer im Fläming

  1. Pingback: Große Herbstparade im Fläming | Natur in Bild und Wort

Schreibe einen Kommentar